Rhythmus wird in dieser Arbeit (zugl.: FU Berlin, Diss., 2006) verstanden als das menschliche Maß, als künstlerisch-apollinische Form, um den dionysischen Ansturm chaotischer Reize in den Griff zu bekommen. Das Tragische dabei ist, dass sich der Mensch seiner Unzulänglichkeit bei der Harmonisierung des Unharmonischen bewusst wird. Und hier kommt die Kunst ins Spiel, als Kunst des schönen Scheins, eines trotzigen Als-Ob (die Welt zu bändigen, der Tod zu besiegen wäre). Günthers Arbeit fokussiert auf zwei Aspekten im Frühwerk Nietzsches: die „Rettung“ des Zeus/Apollo durch Entfesselung des Prometheus/Dionysos und Nietzsches Auseinandersetzung mit der Moderne. Der Kunst kommt hier eine besondere Rolle zu, da sie imstande ist, in einer sich beschleunigenden Zeit einen anthropologischen Rhythmus zu schaffen, d.h. ein Verweilen-Können-bei-sich und damit Bewahren des Menschlichen. Günther hat sich offenbar im Sinne Nietzsches durch Nachahmung eine sprachliche Rhythmik angeeignet, die es ihr erlaubt, mit den Bällen des Meisters zu jonglieren. Doch beim Lesen des Buches stellt sich gelegentlich das Empfinden desjenigen Kirchgängers ein, der vom Sound der Predigt zwar beeindruckt ist, dabei aber wenig verspürt, was ihn anzugehen scheint. Aber Gótt ist ja schlíeßlich auch tót... Hermann Hoppenkamps, Saarbrücken
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